Es muss so 1953 gewesen sein als ich in den Kindergarten kam. Das erste Mal von der Mutter für ein paar Stunden getrennt. Meine Mutter konnte in der Zeit ihrer Arbeit in Ruhe nachgehen. Sie war Schrankenwärterin, eine Tätigkeit, die heute kaum noch einer kennt. Meine Mutti – wie ich sie immer nannte – fuhr dann zweimal vormittags mit dem Fahrrad zu der Schrankenanlage an einer Bundesstraße. Dort musste sie dann von Hand die Schranken herunterkurbeln und, wenn der Zug durchgefahren war, die Schranken wieder hochkurbeln. Mein Vater hatte währenddessen in dem Bahnhof, in dem wir auch wohnten, eine Bürotätigkeit. Nach dem Schrankendienst fuhr meine Mutter dann wieder mit dem Fahrrad zurück nach Hause.
Mitunter war das allerdings beschwerlich. Während mein Vater dort im Büro arbeitete, saß ich vor der Kindergartenzeit im Kinderwagen vor dem Büro und manchmal nahm der Lokführer mich samt Kinderwagen in den Führerstand der Lok. Die Lok fuhr dann genau zu den Schranken an denen meine Mutter ihren Dienst tat, hielt an und lud mich samt dem Kinderwagen an der Schranke wieder aus. Was blieb meiner Mutter also übrig, als Fahrrad und Kinderwagen zu Fuß nach Hause zu schieben.
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